Quantcast
Channel: Sezession im Netz » Chronik des Luftkriegs | Sezession im Netz
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Chronik des Bombenkriegs: 13./14./15. Februar 1945 – Die Hölle von Dresden

$
0
0

Am heutigeSchaarschmidt_Dresden 1945n 13. Februar 2015 jährt sich zum 70. Mal das flammende Inferno von Dresden. Die Stadt, die aufgrund ihrer heute wiederhergestellten barocken Pracht von vielen als „Elbflorenz“ verehrt wird, hatte 1944 ungefähr 700.000 Einwohner; im Februar 1945 kamen hunderttausende Flüchtlinge aus den bereits überrannten Ostgebieten sowie Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter hinzu. Man geht für den Schicksalsmonat von etwa einer Million Menschen in der sächsischen Metropole aus, deren Rolle als Knotenpunkt der Reichsbahn und als Stadt der Kriegswirtschaft zu diesem Zeitpunkt, weniger als drei Monate vor dem 8. Mai, längst ausgespielt gewesen war.

Ist es ohnehin bemerkens- und bedenkenswert, daß der Luftkrieg gegen Deutschland um so heftiger wurde, je näher die Kapitulation rückte, erscheint die sinnlose Zerstörung Dresdens als besonders grauenhaftes Kapitel des Zweiten Weltkriegs.

Dieses Kapitel hat eine Vorgeschichte, die sich über mehrere Monate hinzog. Im August 1944 schlug Winston Churchill dem US-amerikanischen Präsidenten Roosevelt einen Plan für eine Operation „Donnerschlag“ vor. 100 000 Berliner sollten getötet werden. Explizit hieß es, daß die Bombardierung vor allem Wohngebiete treffen müsse – nicht etwa Rüstungsbetriebe. Berlin wurde tatsächlich knapp 300 Mal bombardiert, wobei 50.000 Menschen starben, aber der große Vernichtungsangriff traf nicht die damalige Reichshauptstadt, sondern Dresden.

Die Stadt war bis zu jenen verhängnisvollen Tagen im Februar 1945 nicht nur siebtgrößte Stadt Deutschlands, sondern auch die einzige deutsche Großstadt, die noch nicht von Bomberstaffeln heimgesucht wurde. So mancher ihrer Bewohner glaubte und hoffte, die alliierten Strategen schätzten das Kleinod der Kunst und Architektur und würden es verschonen; tatsächlich fehlte es den westalliierten Luftstreitkräften in den Vorjahren schlichtweg an der notwendigen Reichweite.

http://1.1.1.3/bmi/helmutreichel.de/Dresden%20nach%20dem%20Angriff.jpg

Hoffnung war indes die einzige Option, denn zu verteidigen war Dresden längst nicht mehr. Jedwede Luftabwehr war beizeiten für östlich gelegenere Rüstungsanlagen abgezogen worden, die wenig verbliebenen Wehrmachtsverbände an die bedrohlich näherrückende Ostfront geschickt. Statt einer Festung glich Dresden einer vollkommen überfüllten Lazarettstadt. Ob im Großen Garten oder um die Elbufer, auf den Plätzen, in den Straßen und Gassen – überall bevölkerten der Roten Armee Entkommene die Stadt.

Auch nur der kleinsten Gefahr einer Gegenwehr beraubt, hatten es die ersten britischen Flieger am 13. Februar 1945 allzu leicht, in aller Ruhe – und bei wolkenlosem Nachthimmel – die Innenstadt zu markieren und auszuleuchten. Das war gegen 22 Uhr, und nur zehn Minuten später fielen mehr als 2.000 Bomben und Luftminen. Das stufenweise Flächenbombardement war eine ab 1942 sukzessive perfektionierte Technik, Schneisen in Häuserblocks und Siedlungen zu schlagen, um den später folgenden Brandbomben einen freien Weg in die Dachstühle und Wohnungen zu verschaffen. Die erste Angriffswelle, besagte Vorhut, dauerte zwar nur eine Viertelstunde, aber 75 Prozent der historischen Altstadt brannten bereits.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Latest Images

Trending Articles